Altes Bienenhaus um 1935 des Oberförsters Christian Baumgärtner beim Forsthaus Sumpf bei Niederaltheim

 

 

Baur: Die Bienenzucht in Schwaben

Schwaben ist einer der sieben Regierungsbezirke in Bayern und wird im Westen durch die Iller und im Osten durch den Lech begrenzt. Im Norden reicht Schwaben bis an die Grenze Mittelfrankens und im Süden bis zur Landesgrenze Tirol und Vorarlberg. mit einer Ausdehnung von Süden nach Norden mit über 2oo km ist die engste Ost-West-Breite nur ca. 5o km. Schwaben ist 9.995 qkm groß, nach Oberbayern und Niederbayern drittgrößter Regierungsbezirk. Der Sitz der Bezirksregierung ist Augsburg, weitere kreisfreie Städte sind Kaufbeuren, Kempten und Memmingen. Die Einwohnerzahl Schwabens betrug am 31.12.84 1.54o.899.* )

Während der Süden Schwabens sehr waldreich ist und die Grünlandbewirtschaftung auf dem Agrarsektor vorherrscht, ist der Fremdenverkehr und auch die industrielle Ansiedlung bedeutend. Der mittlere und nördliche Teil Schwabens sind von der landwirtschaftlichen Struktur her überwiegend auf Ackerbau ausgerichtet und industriell sehr umfangreich ausgestattet.

Über den Werdegang der Imkerei in Schwaben schreibt der Pfarrer F. X. Schuster aus Immelstetten in Schwabens Imkeralbum: "Unser liebes Schwaben ist somit alles in allem recht günstig für die Bienenzucht und dürfen wir uns freuen, in einem so von Gott gesegneten Teil unseres teuren Vaterlandes zu leben. Ja, ich möchte die Behauptung aufstellen: Wen Gott lieb hat, dem gibt er einen Bienenstand im schönen Schwabenland. Ist die Bienenhaltung seit vielen Jahrhunderten im schwäbischen Raum nachweisbar, so blühte sie eigentlich doch erst auf unter den Kurfürsten Max und Karl Theodor Ende des 17. und Anfangdes 18. Jahrhunderts. Am 18. September 1816 wurde in Kemptenein landwirtschaftliches Fest abgehalten. Das Interesse ander Bienenzucht wurde durch "staatliche Aufmunterungen" -wir würden es heute Förderung nennen - stets größer, aber erst das19. Jahrhundert brachte eine Imkerpresse in Form von Bienenzeitungen. Geistl. Rat Simon Baumann aus Ebenhofen bei Kaufbeuren redigierte die "Blätter für Bienenzucht, Haus- und Landwirtschaft". Im Norden des damaligen Regierungsbezirks Schwaben und Neuburg gab es die "Nördlinger Bienenzeitung".Als vortreffliche Bienenzüchter, die zu den ständigen Mitarbeiter dieser Zeitungen gehörten, werden Freiherr Franz von Rehlingen aus Hainhofen, Prof. Gebhard Röllinger aus Augsburg, Seminarlehrer Emering von Lauingen, Brandinspektor Grundler in Kempten, Lehrer Hofmann von Böhne, Aktuar Helm aus Schwabmünchen, Lehrer Reichard aus Offingen u. a. erwähnt. In erster Linie verdient besonders der Wasserdoktor von Bad Wörishofen, Pfarrer Sebastian Kneipp genannt zu werden, der nicht nur über die Bienen lehrte und schrieb, sondern sich als Gründer vieler Bienenzucht -, Obst- und Gartenbau-Vereine betätigte. Bald schaltete sich auch die Regierung ein und so ging am 8. September 1869 an sämtliche Distrikts- und Lokalschulbehörden die Anweisung hinaus, die 16. Wanderversammlung deutscher Blenenwirte vom 14. - 16. September 1869 in Nürnberg zu besuchen. Im Jahre 1871 empfahl die Regierung den Gemeindeverwaltungen und Schullehrern "Lotter's Katechismus der Bienenzucht" wegen der rationellen, populären und leicht verständlichen Behandlung der Bienen. Die Vereinsgründungen, zumindest die Bestrebungen dazu, gingen durchs Land. So gründete 1866 der vorgenannte Pfarrer Baumann aus Ebenhofen den Verein Oberdorf - heute Marktoberdorf. Der Lehrer Weichselfelder aus Kaufbeuren und Eduard Gschwender aus Oberdorf waren Paten. Rasch folgte dann die Gründung des Vereins Kaufbeuren durch Pfarrer Sebastian Kneipp. Dies war 187o. Überall in Schwaben war Pfarrer Baumann, der 10 Jahre nach Gründung des schwäbischen Bezirksvereins die Konstituierung des schwäbischen Kreisbienen-Zucht-Vereins betrieb, durch seine "Blätter für Bienenzucht' bekannt geworden. Von besonderer Förderung für die neugegründeten Vereine erwiesen sich die fast jedes Jahr abgehaltenen Kreisbienenzüchter-Versammlungen, welche als sog. Wanderversammlungen den Nutzen der Bienenzucht populär machten. 1877 in Kaufbeuren war die erste, dann folgten 1878 Lauingen, 1879 Immenstadt,188o Nördlingen, 1881 Weißenhorn, 1883 Augsburg, 1885 Kempten, 1886 wieder Augsburg, 1887 Günzburg, 1888 Donauwörth, 189o Sonthofen, 1891 Mindelheim und 1892 Schwabmünchen. Im Jahre 1889 fiel die Versammlung wegen der in Regensburg tagenden Wanderversammlung deutscher, österreichischer und ungarischer Imker aus. So entstanden in Schwaben von 1866 bis 1885 39 Vereine.

Pfarrer F. X. Schuster, geh. 22.11.1844 zu Hasberg, gründete 1887 den Bienenzüchter-Verein "In den Stauden". Es liegt ein Jahresbericht des Kreisvereins - heute Bezirksverband - von 1899 vor, fein säuberlich gebunden mit Golddruckschrift. Der Vorstand war Gebh. Röllinger, kgl. Gymnasialprofessor von Augsburg. Die Zahl der Vereine war auf 73 gestiegen und nahm bis 19o7 auf 28o Vereine zu. Es waren Bienenzucht- und Obstbauvereine. Hauptlehrer Josef Bihler aus Augsburg war Vorstand von 19o2 bis 1918, der Mitgliederstand war auf 2o.375 in 418 Ortsvereinen und 33 Bezirksvereinen angewachsen. Unter den im Jahre 1919 auf über 2o.ooo Mitglieder gestiegenen Kreisverein waren 5.979 Imker, neuer Vorstand wurde der Hauptlehrer Xaver Link aus Augsburg. Die Mitgliederzahl der Imker stieg bis 1923 auf 7.55o, 1925 fiel die Zahl auf 5.875 ab. Leider fehlen die Aufzeichnungen bis 1954. Johann Hiesinger aus Augsburg war Vorstand, im Jahre 1955 erfolgte dann die Umbenennung der Bezirksvereine zu Kreisverbänden und des bisherigen Kreisvereins zum Bezirksverband. Am 16.lo.196o wird Ulrich Kasten Bezirksvorsitzender. Es folgt dann die Zeit der Absplittern vom Landesverband Bayer. Imker, der 1882 gegründet wurde. Schwaben verlor außer ein paar kleineren Vereinen den Kreisverband Lindau unter dem Vorsitzenden Endres. Während es im Jahre 195o, wohl bedingt durch die Erinnerung an die schlechte Kriegs- und Nachkriegszeit, noch lo.333 Imker im Bezirksverband Schwaben waren, fiel die Zahl im Jahre 1962 auf 6.262 zurück, 1965 waren es dann noch 6.111 - es ist eine Völkerzahl von 72.476 angegeben. 1966 hatte der Bezirksverband noch 5.963 Mitglieder, im Jahre 197o noch 5.348. Bis zum Jahre 1983 dauerte der Mitgliederschwund an (3.976) und erst von da an sind leicht steigende Zahlen zu nennen.

Der Bezirksverband Imker Schwaben machte alle Anstrengungen, die Zahl der Mitglieder zu erhöhen. So wird im Jahre 1971 der Nordschwäbische Imkertag ins Leben gerufen, zusätzlich zum Allgäuer Imkertag, der bereits 1955 durch Pfarrer Rees, Memhölz, und Otto Fuchs, Kempten, zum ersten Mal abgehalten wurde. Im Jahr 1972 wird Josef Bergmeier, Friesenried, als Nachfolger von Josef Herold staatl. Fachberater für Bienenzucht in Schwaben.

Die im gleichen Jahr von der Regierung beschlossene Gebietsreform veranlaßte den Bezirksverband, seine Kreisverbände an die neu eingerichteten Landkreise anzugleichen, damit hatte Schwaben noch 10 Kreisverbände, wobei der Landkreis Neuburg/D. ausschied und Landkreis Aichach neu hinzukam. 1975 stellte sich Kastner, Augsburg, nicht mehr zur Wahl, Baur, Kaufbeuren, wird zum Nachfolger gewählt.

Um die Zucht der Carnica-Biene voranzutreiben wurde im Jahre 1968 auf Anregung des Fachberaters Herold das Reinzuchtgebiet "Scheppacher Forst" eingerichtet, während die Belegstelle "Bleckenau" bei Füssen schon 1961 von den damaligen drei Altlandkreises Füssen, Kaufbeuren und Marktoberdorf gemeinsam betrieben wurde. Die Belegstelle "Gunzesrieder Tal", betrieben vom Kreisverband Kempten - später dann Kreisverband Oberallgäu - ist die älteste und wurde 1956 eröffnet. Die Bestrebungen in Schwaben eine Imkerschule einzurichten, vorgesehen war Augsburg, wurde innerhalb des Bezirksverbandes über längere Zeit hin diskutiert. Da sich in Augsburg keine Möglichkeit bot, wurde dieselbe in Kaufbeuren-Kemnath in einer von der Stadt zur Verfügung gestellten, nicht mehr benutzten, Schule unter Beihilfe des Bezirkstages Schwaben, des Landkreises Ostallgäu und der Stadt Kaufbeuren eingerichtet. Lehrer an der Schule wurde der staatl. Fachberater für Bienenzucht, Josef Bergmeier, Friesenried bei Kaufbeuren. Die Eröffnung der Schule erfolgte anläßlich des "Allgäuer Imkertages 1976". Mit einem ganzjährigen Schulplan gelang es, die schwäbischen Imker anzusprechen und eine Kursteilnehmerzahl aus Schwaben und darüber hinaus von über 7.ooo ist der Beweis für die Notwendigkeit der Schaffung dieser Einrichtung.

Bezirksverband Imker

S c h w a b e n

Baur, Bez.-Vorsitzender
anläßlich des Allgäuer Imkertages 1986

* entnommen aus den Kreisdaten des staatl. Landesamtes Bayern von 1985